Beate Grams im Interview “BLUES IN GERMANY”

Hallo Beate,

freut mich das Du dir Zeit nimmst um meine Neugier zu deinem Hobby und wie es aussieht auch deiner Leidenschaft der Konzertfotografie zu stillen.

Wenn man im WorldWideWeb nach interessanten Fotos von Blueskonzerten sucht kommt man auch auf deine umfangreiche Internetseite www.bluesbea.de, mit vielen schönen Aufnahmen deutscher und internationaler Musikern.

Das wirft natürlich Fragen auf die beantwortet werden müssen, hier sind sie. Mit einigen Fotografien unterlegt, die Du freundlicherweise zur Verfügung gestellt hast.

 

  • Es gibt viele Möglichkeiten und Themenbereiche beim Hobby „Photografie“  denen man sich zuwenden kann. Hochzeichtsfotos, Naturfot0s, Lanfschaft – aber warum gerade Blueskonzerte ?

Weil ich schon immer gern Blues gehört und Blueskonzerte besucht habe. Die Fotografie kam später dazu, das hat sich einfach so mit der Zeit entwickelt.

Der Blues ist ein sehr aussagekräftiges Musikgenre und durch die Vielfältigkeit der Stilrichtungen bietet der Blues ein breites Band nicht nur für die Ohren, sondern auch die Augen.

Bluesmusiker haben für mich eine gewisse Authentizität, mit der sie die doch sehr gefühlsbetonte Musik rüberbringen.

Und genau dieses möchte in meinen Fotos wiedergeben, also sozusagen den Blues ins Foto transportieren. Das ist auch Grund, warum ich größtenteils Portraits mache.

 

 

  • Gibt es noch andere Schwerpunkte beim Fotografieren, denen Du dich zuwendest, und welche sind das?

Nein, Schwerpunkt ist und bleibt der Blues.

Natürlich gibt es unheimlich viele verschiedene, interessante und schöne Dinge, die einem begegnen…und wenn man mit den Augen eines Fotografen durch Leben geht, entdeckt man diese ständig und überall.

Ich bin schon in meiner Kindheit unheimlich gern am Wasser gewesen (was ja in Schleswig-Holstein nicht gerade schwierig ist).

Aber jetzt, wo ich auch noch direkt am Nordostseekanal wohne und viel mit dem Fahrrad unterwegs bin, sind auch Schiffe beliebte Motive von mir.

 

  • Konzertfotografie ist kein einfacher Themenbereich. Auf was muss man sich einstellen, wenn man zu einem Konzert fährt, mal abgesehen davon frühzeitig vor Ort zu sein.

Wohl wahr…man muss sich eigentlich auf alles einstellen.

Vor allem sollte man das Publikum berücksichtigen und ihm nicht durchs ganze Konzert hindurch die Sicht versperren, was natürlich oft nicht einfach ist, wenn man direkt an der Bühne steht und den Musiker in einer guten Perspektive einfangen will. Gut, man kann sich niederknien, aber..naja, die Nasenlochperspektive ist eben nicht jedermanns Sache.

Natürlich kann man auch die seitliche Position einnehmen, aber da stören mich dann oft die Mikrophone, die das Gesicht verdecken. Und so muss man dann doch mal ab und zu „Stellung“ einnehmen und sich das Eine oder Andere böse Wort anhören, was mir anfänglich arg zu schaffen gemacht hat.

Den Musiker selber kann man natürlich auch nicht ständig mit einem Blitzlicht belästigen, was in der Konzertfotografie eben nicht so einfach ist, da die Lichtverhältnisse oft zu wünschen übrig lassen. Deshalb habe ich mir auch eine Kamera gekauft, die ohne Blitz auskommt und ich somit keine Schwierigkeiten mehr damit habe. Ich habe es mal erlebt, dass der Musiker bei solch einem Blitzlichtgewitter einfach aufgehört hat, zu spielen. Fand ich irgendwie cool.

Tja, was man so alles erleben kann…ich erinnere mich an jenen Abend, es war mein erstes Konzert  (Hans Theessink) mit der neuen Kamera. Ich war total nervös und es war eine echte Herausforderung für mich mit dieser Technik überhaupt klar zu kommen. Da kommt doch der Veranstalter auf mich zu und sagte, der Auslöser meiner Kamera würde zu laut klicken. Als wenn ich nicht andere Probleme hatte!

Auch immer wieder spannend ist Moment, wenn es dann mit der Show losgeht und sich zeigt, mit welcher Technik und mit welchem Licht die Bühne bestrahlt wird. Viele Locations arbeiten mit solchen Strahlerampeln, die abwechselnd rotes, blaues und grünes Licht abgeben. Das mag ja für den Konzertgenuss und den Zuschauer sehr schön aussehen und eine tolle Stimmung zaubern, aber für den Fotografen ist das der absolute Horror. Dann heißt es Nerven behalten; entweder in den weißen Lichtphasen schießen und evtl. die wirklich tollen emotionalen Momente verpassen oder…das Farbensemble in Kauf nehmen und sich auf eine aufwändige Fotonachbearbeitung einstellen.

 

  • Auf deiner Internetseite kann man deine Weiterentwicklung bei deinem Hobby deutlich erkennen. Anfangs waren es einfache Schnappschüsse, heute sind es Fotos von professioneller Qualität. Was hat dies alles bewirkt?

Oh, vielen Dank Michael.

Die Reaktionen sind einfach klasse, das hätte ich nie für möglich gehalten. Viele Besucher von BLUES YOUR SOUL schreiben in mein Gästebuch und abonnieren meinen Newsletter. Oder sie wollen eben ein Interview mit mir…LACH!

Das ist wirklich eine tolle Anerkennung für meine Arbeit. An dieser Stelle „Vielen Dank“ dafür.

Meine nicht aufhörende Leidenschaft für den Blues und die Fotografie wächst ständig und stetig. Anfangs stand der Blues im Vordergrund und ich habe mit meiner „kleinen“ Kompaktkamera „geknipst“ . Auch diese Fotos haben, wie ich finde, ihren gewissen Reiz, auch wenn sie vielleicht  nicht unbedingt super scharf sind oder ich von dem „Goldenen Schnitt“ damals noch nichts gewusst habe. Wenn man sich mal Uralt-Fotos der Blueslegenden anschaut, rauscht es oft unendlich, aber die Fotos haben so viel Charme und Ausdruck, einfach super.

Mittlerweile hält sich heute die Musik und die Fotografie bei mir die Waage. Da sich mein Interesse zur Fotografie immer weiterentwickelt hat, war ich einfach neugierig auf mehr Technik und Möglichkeiten. So habe ich mich dann entschlossen, mir eine neue Kamera zu kaufen, was ganz bestimmt keine leichte Entscheidung für mich war, weil ich schon ahnte, was da auf mich zukommen würde. Naja, so habe ich dann „step by step – Learning by Doing“ irgendwie losgelegt (ich habe in meinem Leben nie einen Fotokurs besucht).

 

  • Wie sieht ein Konzertbesuch bei dir aus? Schildere doch mal den Ablauf vom Starten des Autos bis hin zu der Einstellung deiner Photoauswahl auf deiner Internetseite?

Wie Du vorhin schon sagtest, muss man schon rechtzeitig vor Ort sein. Das ist natürlich von dem Veranstaltungsort und der zu erwartenden Konzertgröße an sich abhängig, aber wie auch immer, so hat man dann noch genügend Zeit und Muße sich einzustimmen oder auch mit Freunden oder den Musikern zu plaudern. Dies gehört für mich genauso dazu.

Dann wird ein guter Standort ausgewählt, denn wenn es voll wird, gibt es kein Vor und Zurück.

Genial ist es natürlich, wenn man sich an der Bühne frei bewegen und entfalten kann, um den Künstler oder bzw. alle Musiker einer Band aus vielen Perspektiven gut in Szene setzen zu können.

Ich bin nicht jemand, der mit einer riesigen Fotoausrüstung anreist und an diesem Abend wie wild die Objektive wechselt. Ich habe nur ein Objektiv – fertig, damit muss ich klar kommen.

Wenn ich dann nach ein paar Probefotos meine Kameraeinstellungen den Lichtverhältnissen  angepasst habe und ich die ersten Bluestakte höre, fange ich an, mich zu entspannen. Wenn mich dann noch der Blues erreicht, fühle ich mittlerweile, wann ich abdrücken muss, damit der Blues im Foto zu hören ist.

Viele Fotografen schießen ihre Serie ja ab und dann sind sie nach kurzer Zeit verschwunden.

Das ist bei mir nicht so, ich bin das ganze Konzert hindurch „at stage“… und so auch nach dem Konzert, um auch diese Atmosphäre einzufangen, nicht unbedingt im Foto, aber in meinem Kopf. Das ist dann mein cooldown. Außerdem ergeben sich oft viele nette Begegnungen mit sehr interessanten Menschen, was einen Konzertbesuch meiner Meinung nach abrundet.

Ich bin jetzt mal ganz ehrlich… wenn ich dann wieder zu Hause bin, muss ich mir die Fotos angucken, zumindest  einmal kurz quer, egal wie spät es ist.

Ja, und die nächsten Tage – je nach (Arbeits-) Lage, verbringe ich damit, zuerst die Fotos zu sortieren nach dem Motto „die Schlechten ins Kröpfchen – die Guten ins Töpfchen“. Die engere Auswahl wird dann Foto für Foto von mir bearbeitet, wobei ich mir bei jedem einzelnen Foto Gedanken z.B. über die Farbauswahl (schwarz-weiß oder colour) etc. mache, denn für mich ist jedes Foto sozusagen ein Einzelstück. Da kann schon mal einige Zeit ins Land gehen, bis sie dann fix und fertig auf BLUES YOUR SOUL erscheinen. Aber das ist eben mein ganz eigener Anspruch.

Viele denken, was ist denn schon dabei…Abdrücken, Posten, Fertig. Gut, das mach ich vielleicht mal bei einer Dokumentations-Fotoserie, dann macht die Mühe der Fotobearbeitung natürlich nicht unbedingt Sinn. Aber bei Fotos mit chaotischem Bühnenhintergrund  (manche Veranstalter machen über die Arbeit des Fotografen keine Gedanken…müssen sie ja auch nicht) versuche ich eine gewisse Klarheit ins Bild zu bringen.

Michael van Merwyk
Michael van Merwyk

 

  • Unterstützt dich jemand bei deiner Internetarbeit, oder ist auch das alles „Selfmade“?

Den Aufbau und die Gestaltung meiner Website „BLUES YOUR SOUL“ habe ich von Anfang an selber gemacht und die tägliche Internetarbeit läuft auch komplett in Eigenregie.

Aber dies ist alles nur möglich, weil ich einen LebensBluesPartner habe, der voll hinter meiner Arbeit steht und mich unterstützt.

  • Was sagen die Künstler wenn Sie deine Fotos sehen. Verwenden Sie diese z.B. für deren Internetseiten oder Pressekits?

Ja, viele Musiker schätzen meine Arbeit und freuen sich total und sind so begeistert, dass sie die Fotos gern für ihre Homepage, als Presse- und Veranstaltungsposter oder CD-Cover nutzen wollen.

Dann weiß ich, ich habe den „Auftrag im Namen des Blues“ erfüllt!

Todor Todorovic
Todor Todorovic

 

  • Du hast bereits eine Menge an Bluesmusikern „eingefangen“, wer fehlt dir noch? Wer muss unbedingt noch vor deine Kamera?

Das ist ja eine Frage…

Wenn Du das aus fotografischer Sicht meinst, so will ich deine Frage jetzt nicht mit einem konkreten Namen beantworten.

Ich sammle zwar in dem Sinne Fotos und ich habe jetzt schon viele Fotos in meiner Fotogalerie, das ist richtig. Aber ich würde jetzt nicht auf Biegen und Brechen alles dafür tun, um z.B. (jetzt doch ein Name) „Clapton“ vor die Linse zu bekommen, um ihn dann unter „C“ ein zu sortieren.

Wenn Du aber wissen möchtest, für wen mein Bluesherz schlägt…John Lee Hooker.

Nein, wie gesagt, Blues ist Gefühl…und wenn der Musiker mit seinem Blues meine Seele berührt, ist es wirklich ganz egal, wer da vor mir auf der Bühne steht.

  • Wie kann man dich erreichen um z.B. Bilder mit deiner Erlaubnis weiterverwenden zu können ?

Über das Kontaktformular auf meiner Homepage BLUES YOUR SOUL.

 

  • Und zu guter Letzt, gibt es auch ein Leben ohne Kamera, Blues und Internet? Und wie sieht das aus ?

Ja gibt es, in den ersten acht Stunden des Tages…muss ich mein Geld verdienen.

Die BluesFotografie ist mein Hobby und eine zusätzliche Bereicherung in meinem Leben und gibt mir den nötigen Ausgleich zu meinem Job.

………………………………………….

Dann sag ich mal Danke, Beate. Für deine interessanten Antworten und die vielen schönen Eindrücke der Musiker auf Ihren Konzerten. Und wünsche Dir stets das passende Licht, den richtigen Standpunkt und einen geräuschlosen Auslöser bei leisen Musikstücken ,-)))

Michael

 

05/2013 

Kommentar von Bernd Rinser

"Liebe Bea, das Bild, welches Du von mir gemacht hast, gibt es nun auch als Plakat in DinA2, genau im richtigen Moment den Finger am Auslöser zu haben, das klappt nur, wenn die Fotografin auch die Musik mit dem Herzen versteht, herzlichen Dank nochmal, dass Du damals bei Schlemmi warst."